Quelle: Tobias Keil/HRK
Vor dem 2. Weltkrieg war Rugby in Deutschland durchaus populär. Nach dem 2. Weltkrieg ging die Bekanntheit jedoch zurück. Es fehlte lange ein Zugpferd, wie zum Beispiel eine erfolgreiche Nationalmannschaft, wie es im Handball oder im Eishockey der Fall war. Aber wenn Menschen mit Rugby erst einmal in Berührung kommen sind alle durch weg fasziniert. Ein aktuelles Beispiel ist die vergangene Rugby WM in England. Die Einschaltquoten in Deutschland sind auf Rekordhöhe gestiegen sodass Eurosport deutlich mehr Spiele als ursprünglich geplant zeigte.
Steffen Liebig vom Heidelberger Ruderklub appelliert, dass es dennoch in Deutschland schwierig ist eine andere Sportart als Fußball zu etablieren. Denn die Medien übertragen lieber Fußballspiele der 4. Liga oder sogar U19 Spiele als andere Sportarten.
Um Rugby noch bekannter werden zu lassen müssen starke Teams die „Zugpferde“ sein, die dann wiederum Fans für sich und die Sportart gewinnen können. Auch sollten generell alle Vereine mit Social Media Kanälen arbeiten und ihre ursprünglichen Sportveranstaltungen mit einem Event Gedanke erweiterten. „Denn mit Bratwurst und Brötchen lockt man heute kaum jemanden mehr von der Couch“, so Steffen Liebig.
In Frankreich hat Rugby bereits Fußball überholt. Kinder wachsen mit der Sportart auf und spielen es draußen auf den Straßen. Steffen Liebig wünscht sich, dass auch in Deutschland diese Entwicklung erreicht wird. Sie wünschen es sich nicht nur, sie tun auch etwas dafür: Der HRK besucht Schulen und Vorschulen um Kinder mit Rugby vertraut zu machen. Sie übernehmen Teile des Sportunterrichts und füllen diese mit Rugby.
Das generelle Problem bei allen Sportarten sei das heutige Schulsystem. Denn Kinder hätten oftmals für Sportarten wie Rugby, Fußball oder Leichtathletik keine Zeit mehr. Dadurch würden sie sehr ungelenkig und die Koordination werde immer schlechter, so Liebig, der selbst auch sehr erfolgreich Rugby spielt.
Steffen Liebig erhofft sich von der Aufnahme bei den Olympischen Spielen eine erhöhte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Vor allem ist das 7er Rugby für Laien wesentlich einfacher zu verstehen als das 15er Rugby. Auch der Rugby Verband profitiert bereits von der Aufnahme der Olympischen Spiele. Es fließen mehr Gelder des DOSB in die Sportart und die Sporthilfe fördert sogar die einzelnen Spieler. Denn im Gegensatz zu Fußballspielern betreiben Rugbyspieler diese Sportart vor allem als Hobby neben ihrem Studium oder Beruf. Vom Sport leben können sie, wie auch die meisten anderen Olympioniken, noch lange nicht.
Was bei den Rugby Spielern aus Heidelberg extrem auffällt ist der starke Teamgeist. Kein Spieler spricht in der Ich-Form, alle wählen die Wir-Form. Denn im Rugby hat jede Position eine gleich wichtige Rolle. Kein Spieler schafft ein „Versuch“ alleine, die anderen Spieler müssen laut Liebig „die Drecksarbeit“ machen, dass der rennende Spieler gut durch kommt. Eine spannende Sportart, wie wir finden, die man definitiv weiter verfolgen sollte.