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Das Wunderkind aus Garmisch
Sechs Jahre lang prägte Magdalena Neuner das Biathlon wie keine Zweite. Zwischenzeitlich schaffte sie sogar einen Begeisterungssturm in Deutschland wie es zuvor nur Steffi Graf gelang. Mit 19 startete sie ihre Karriere, mit 24 trat sie vom aktiven Leistungssport zurück. Umso bemerkenswerter ist dabei die lange Reihe ihrer Erfolge die sie in der kurzen Zeit erreichen konnte.
So war Neuner bei ihrem Rücktritt Doppelolympiasiegerin von Vancouver, dreimalige Gesamtweltcupsiegerin und dreifache Sportlerin des Jahres. Zudem konnte sie 47 Weltcupsiege in Einzel- und Staffelrennen erzielen und stand insgesamt 63 -mal auf dem Podium. Bei Weltmeisterschaften holte sich die ausgebildete Zollbeamtin zwölf goldene, vier silberne und eine Bronzemedaille. Zweifelsfrei gehört die hübsche Garmisch-Partenkirchenerin damit zu den erfolgreichsten Biathletinnen aller Zeiten. Doch so schön und erfolgreich die Zeit mit ihr auch war, nach ihrem Rücktritt blieben die Erfolge im Biathlon lange auf der Strecke. Das Erbe von Neuner war jedoch auch mehr als gewaltig. Der Neuner-Hype verblasste mehr und mehr. In Norwegen, vor den Toren Oslos, startete diese Woche die Biathlon-WM. Die Hoffnung auf eine „goldene Weltmeisterschaft“ ist wieder groß, denn die deutschen Athleten treten am legendären Holmenkollen in Bestbesetzung an. Mit Athleten wie Simon Schempp, Arndt Pfeiffer oder Eric Lesser und den Athletinnen Laura Dahlmeier, Miriam Gösner und Franziska Hildebrand ist der Griff nach Edelmetall das große Ziel dieser Weltmeisterschaft.
Die Erwartungshaltungen bei der dritten Weltmeisterschaft am Holmenkollen richten sich gemäß der bisher guten Saison im Weltcup auch wieder offensiver aus. Insgesamt zwölf Saisonsiege und 31 Podestplätze konnten die deutschen Biathleten und Athletinnen in diesem Winter schon erzielen. Für Bundestrainer Mark Kirchner ist daher ein Platz auf dem Stockerl schon beim Mixed-Rennen zum WM-Auftakt das klare Ziel. Zwei Einzel- und eine Staffelmedaille gab er zudem als Gesamtziel für die Weltmeisterschaft aus. Schon bei der letzten Weltmeisterschaft zeichnete sich der Aufwärtstrend im deutschen Biathlon ab. 2015 holten die deutschen Skijäger Gold mit beiden Staffeln, sowie durch Eric Lesser in der Verfolgung. Bei den Damen konnten Laura Dahlmeier in der Verfolgung und Franziska Preuß beim Massenstart zudem Silber holen.
Für die Medaillenjagd am Holmenkollen schickt der Deutsche Biathlon Verband, unter der Leitung der beiden Bundestrainer Mark Kirchner und Gerald Hönig insgesamt elf Biathleten und Biathletinnen an den Start. Angeführt werden die sechs Damen und fünf Herren von den beiden größten Medaillenhoffnungen Laura Dahlmeier und Simon Schempp. Diesen beiden traut auch Magdalena Neuner beim Saisonhighlight sehr viel zu. So könnte Simon Schemp laut Neuner „einer der der erfolgreichsten WM-Teilnehmer seit langem zu werden“. Und bei Dahlmeier müsse man nach ihren vier Saisonsiegen „fast schon einen Titel erwarten“, so die erfolgreichste deutsche Biathletin aller Zeiten. Doch im Schatten der beiden können sich auch andere Athleten berechtigte Hoffnungen auf eine WM-Medaille machen. Bei den Herren bestreiten außerdem Arndt Pfeiffer und Benedikt Doll eine starke Saison. Auch Erik Lesser ist nach überstandener Gehirnerschütterung einiges zuzutrauen. Bei den Damen gibt sich vor allem Franziska Hildebrandt selbstbewusst: „ Ich will eine Einzel- und eine Staffelmedaille“ gab die zweifache Saisonsiegerin zuletzt als persönliches Ziel aus. Ergänzt wird das Damen Sextett neben Dahlmeier und Hildebrandt durch Franziska Preuß, Vanessa Hinz, Miriam Gössner und WM-Debütantin Vanessa Hammerschmidt. Die Auswahl der Herren ergänzt Andreas Birnbacher.
Beim Kampf um die WM-Medaillen könnten dem DBV-Team der Herren vor allem die Franzosen und die Norweger die Suppe kräftig versalzen. Mit Martin Fourcade geht für Frankreich einer der besten Biathleten der Gegenwart an den Start. Der 28-jährige konnte bereits viermal den Gesamtweltcup gewinnen und rechnet auch in Oslo fest mit einem Medaillengewinn.
Doch auch die Gastgeber aus Norwegen zählen zu den Top-Favoriten und schicken ihre besten Athleten an den Start. Darunter der Rekordweltmeister Ole Einar Bøjrndalen sowie das Brüderpaar Tarjej und Johannes Thingnes Bø. Die Zeiten der Dominanz wie einst bei Magdalena Neuner sind beim Damen-Biathlon endgültig vorbei. Dariya Domracheva, die in den letzten Jahren sehr erfolgreich unterwegs war, setzt in dieser Saison zwar wegen Pfeifferschem Drüsenfieber aus. Doch kleiner wird die Konkurrenz trotzdem nicht. Schließlich gibt es da noch die Gesamtweltcupführende Gabriela Szukalova aus Tschechien und auch Dorothea Wierer aus Italien machte zuletzt einen guten Eindruck.