„Dart macht sich gut im Verein“

Dart-Präsident Michael Sandner im Interview

Sportnews > Für Zwischendurch Veröffentlicht am Wednesday, 22. May 2019

Quelle: picture alliance / Silas Stein / dpa

Dart ist im Kommen! Im Vorfeld der Deutschen Meisterschaft spricht Michael Sandner, Präsident des Deutschen Dartverband (DDV) im Interview mit vereinsleben.de über die Trendsportart.

Dart ist im Kommen. Längst hat sich das Pfeilewerfen von den Kneipen der Welt auf die Fernsehmonitore in den heimischen Wohnzimmern übertragen. Internationale Großveranstaltungen wie die Weltmeisterschaft des Profi-Dartverband PDC erfreuen sich tausender Zuschauer in der Halle und Millionen von Zuschauern an den europaweiten TV-Geräten.

Doch neben dem bekannten Profi-Verband gibt es noch weitere Verbände. Wie den Welt Dartverband WDF, dem auch der Deutsche Dartverband DDV zugeordnet ist. Abseits der „großen Bühnen“ wie die des Alexandra Palace in London, wo Jahr für Jahr Topstars wie Michael van Gerwen oder Gary Anderson um die PDC-Krone kämpfen, betreut der DDV den Steel-Dartsport in Deutschland. An der Spitze des Verbandes steht seit Oktober 2018 der Michael Sandner. Der gebürtige Bayer kümmert sich mit dem Verband um die Belange der Vereine, veranstaltet Ranglistenturniere und richtet die Dart-Bundesliga aus.

Im Vorfeld der Endrunde der Bundesliga, also den Deutschen Mannschafts-Meisterschaften am 25. & 26. Mai in der Astoria-Halle in Walldorf, hat vereinsleben.de mit Sandner unter anderem darüber gesprochen, wie der Dart-Boom sich auf Sportvereine auswirkt, warum Dart besonders für den Schulsport geeignet ist, über Gespräche mit dem DFB und wie ein Finale um die Deutsche Meisterschaft im Dart aussieht:

vereinsleben.de: Herr Sandner, in den letzten Jahren boomt der Dartsport wie noch nie! Immer mehr Dart-Turniere werden beispielsweise im TV übertragen. Wie macht sich das in Deutschland bemerkbar?

Sandner: In Deutschland macht es sich insoweit bemerkbar, als dass wir in den Vereinen immer mehr Mitglieder haben, immer mehr neue Vereine aus dem Boden sprießen und zum Glück auch die ganz normalen Sportvereine, die Spartensportvereine, merken: ‚Dart macht sich gut in unserem Verein‘ und damit auch neue Mitglieder gewonnen werden.

vereinsleben.de: Der DDV hat ja mit dem bekanntesten Profi-Verband PDC nichts zu tun. Wie sieht denn die Verbandsstruktur in Deutschland aus?

Sandner: In Deutschland haben wir Landesverbände. Das bedeutet, jedes Bundesland, außer derzeit Mecklenburg-Vorpommern, hat einen Landesverband. Dort wird Dart im Liga- aber auch im Turnierbetrieb ganz normal angeboten. Man kann auf nationaler Ebene deutschlandweit Ranglistenturniere spielen und sich über diese auch in den Nationalkader spielen. In der Nationalmannschaft kann man alle zwei Jahre auf der Weltmeisterschaft des Weltdartverbandes WDF antreten. Dazu im Wechsel alle zwei Jahre auch bei der Europameisterschaft. International ist der DDV der WDF angeschlossen. Dort gibt es ebenfalls viele Turniere. In Deutschland werden derzeit zwei WDF-Turniere ausgetragen, auf Sylt und in Kalkar.

Michael van Gerwen ist der Topstar der PDC. Auch der Niederländer könnte ebenfalls an DDV-Veranstaltungen teilnehmen. (Bild: picture alliance / ANP)

vereinsleben.de: Kann denn ein Spieler anderer Verbände, wie der PDC, auch bei DDV-Veranstaltungen mitspielen?

Sandner: Richtig. Der PDC-Spieler darf an den DDV-Veranstaltungen teilnehmen. Da gibt es keine Reglementierung mehr, die wurde vor ein paar Jahren abgeschafft. Es kommt allerdings auch auf die Verträge der Spieler mit der PDC an, ob sie beispielsweise im Livestream spielen dürfen oder nicht. Aber an sich schließt der DDV niemanden aus, der Dart spielen möchte.

vereinsleben.de: Als „Normalo“ kann man also auch einfach vorbeikommen und mitspielen?

Sandner: Auf jeden Fall! Hier direkt auch gerne die Einladung an jeden beim nächsten Ranglistenturnier vorbei zu kommen und einfach mal mitzuspielen. Auch wenn man in den ersten Runden nicht den hohen Average wirft. Viele aus der Region fahren einfach mal hin, um an einem deutschen Ranglistenturnier teilgenommen zu haben. Man kann also auch mal Glück haben und ein Spiel in der Vorrunde gewinnen, vielleicht sogar auch zwei. Ab der Hauptrunde wird es dann natürlich schwierig. Denn da kommen die besseren Spieler. Aber auch die haben mal schlechte Tage und sind dann schlagbar.

vereinsleben.de: Kommt es denn vor, dass auch „Nicht-Profis“ mitspielen wollen?

Sandner: Ja, immer mehr. Das liegt daran, dass wir das immer mehr vor allem in die örtliche Presse tragen. Dass eben aus dem Umkreis der ein oder andere E-Dart-Spieler, die ja nicht bei uns organisiert sind, vorbei kommt und einfach mal mitspielt.

„Unterhalten uns auf Augenhöhe“

vereinsleben.de: Die Aufgaben von großen Verbänden wie dem Deutschen Fußballbund kennt ja nahezu jeder. Was sind denn die Aufgaben des DDV?

Sandner: Der DDV ist der Sportfachverband auf deutscher Ebene. Das heißt, er vertritt den Dartsport im Deutschen Olympischen Sportbund. Wir sind seit ein paar Jahren im DOSB aufgenommen, als Sportart anerkannt. Es gibt eine Rangliste, die einmal quer durch Deutschland gespielt wird. Dazu kümmert sich der Verband um die Kader-Athleten der Nationalmannschaft. Auf der anderen Seite vertritt der DDV den Dartsport im Weltdartverband. Das sind die grundlegenden Aufgaben. Dazu kommt noch die Ausbildung. Wir bilden in Deutschland Trainerinnen und Trainer auf B- und C-Stufe – also den sogenannten DOSB-Trainer – aus. Damit kann man beispielsweise in Schulen gehen und dort AGs anbieten. Immer mehr Schulen kommen mittlerweile auf den Trichter, im Sportunterricht gemeinsam mit einem Verein Dart spielen zu lassen. Im Dartsport lernt man besonders das Kopfrechnen, da alle vier Grundrechnen-Arten im Spiel gelernt und gefestigt werden. Ich muss multiplizieren, wenn ich Tripple und Doppel treffe. Ich dividiere um zu errechnen, was ich eigentlich werfen muss und addiere, bzw. subtrahiere ja die ganze Zeit. Je nachdem was ich werfe, muss ich das ja abziehen und dazurechnen.

vereinsleben.de: Alles in allem arbeitet der DDV also genau wie andere „große“ Verbände auch?

Sandner: Genau. Es ist so, dass DFB-Vizepräsident Rainer Koch beim DOSB regelmäßig neben mir sitzt und wir unterhalten uns ganz normal auf Augenhöhe.

DDV-Präsident Michael Sandner (hintere Reihe, ganz links) im April 2019 beim WDF-Turnier in Kalkar, das unter anderem die Auftaktveranstaltung einer eigenen Serie für Para-Darter war. (Bild: Deutscher Dartverband)

vereinsleben.de: Am kommenden Wochenende findet in Walldorf eine der größten Veranstaltungen des DDV statt – die Endrunde der Bundesliga. Hier entscheidet sich, welche Mannschaft Deutscher Meister wird …

Sandner: Richtig. Wir spielen die Bundesliga in zwei Gruppen aus – Nord und Süd. In Walldorf treffen sich dann die jeweils besten vier Teams aus den beiden Gruppen. Zunächst gibt es zwei Gruppen, danach das Halbfinale und am Sonntag dann die Finalspiele um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft.

vereinsleben.de: Wie viele Spieler werden bei so einem Turnier teilnehmen?

Sandner: Ein Team besteht aus acht Spielern, dazu kommen noch die Ersatzspieler. Es werden also insgesamt um die 70, 80 Spieler vor Ort sein.

vereinsleben.de: Kommen denn auch bekannte Spieler, die man aus dem TV kennt?

Sandner: Ja. Es kommen durchaus auch bekannte Spieler. René Eidams ist dabei, der ja auch schon bei der PDC gespielt hat. Wen man natürlich ebenfalls aus dem Fernsehen kennt, ist Tomas „Shorty“ Seyler, der nach seiner offiziellen PDC-Karriere noch immer als Bundesliga-Spieler unterwegs ist. Aus dem Süden ist unter anderem noch Michael Unterbuchner dabei, der jetzt zwei Mal in Folge bei der BDO-Weltmeisterschaft den dritten Platz erreicht hat.

„Sport steht im Vordergrund“

vereinsleben.de: Was macht dieses Event so besonders?

Sandner: Es ist einfach ein anderes Format, als das, was man aus anderen Sportarten kennt. Man kann auch als Ranglisten-Vierter immer noch durchstarten und Deutscher Meister werden. Die Teams werden ihre besten Spieler aufstellen und dann ist es abhängig von der Tagesform. Es ist einfach ein ganz spannendes Spiel. Es gab schon Meisterschaften, die wirklich erst im letzten Spiel des Finals entschieden wurden.

vereinsleben.de: Klingt nach sehr viel Spannung?

Sandner: Das auf jeden Fall. Die Spannung ist immer riesen groß. Vor allem wenn es in die letzten Spiele geht. Wenn es Unentschieden steht und jedes Spiel entscheidend sein kann. Das ist ja auch genau das, was im Fernsehen bewundert wird, wie schnell sich so ein Spiel drehen kann.

vereinsleben.de: Bei der PDC gibt es rund um die Spiele sehr viel Party in den Zuschauerrängen. Wie sieht das bei DDV-Veranstaltungen aus?

Sandner: Rahmenprogramm und Party gibt es bei uns eher weniger. Bei uns stehen noch der Sport und die Spiele im Vordergrund. Es ist alles sehr familiär. Die Jungs kennen sich alle untereinander und freuen sich, sich wieder zu sehen. Es kann sogar vorkommen, dass bei Ranglistenturnieren Spieler von verschiedenen Mannschaften gemeinsam im Doppel antreten und die dann bei der Bundesliga-Endrunde direkt gegeneinander spielen müssen.

vereinsleben.de: Warum sollte man als Zuschauer am 25. & 26. Mai nach Walldorf in die Astoria-Halle kommen?

Sandner: Es sind spannende Spiele. Es geht um die deutsche Meisterschaft. Die Spieler sind alle heiß darauf und das überträgt sich auch auf die Zuschauer einfach mit zu fiebern. Es werden viele 180er geworfen, die Stimmung ist dementsprechend gut. Es wird gejubelt und mitgefeiert.

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