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Enes Kanter ist bekannt für klare Worte! Der Basketballer vom NBA-Team der Boston Celtics äußert sich immer wieder zu politischen Themen und scheut sich nicht davor, deutliche Kritik auszusprechen. Seine drastischen Worte brachten ihm in der Vergangenheit bereits öfter Probleme ein, unter anderem in seiner türkischen Heimat. Dennoch lässt der 29-Jährige sich nicht den Mund verbieten.
Sein neustes „Ziel“ sind die Olympischen Winterspiele in Peking. Auf Twitter schreibt der NBA-Riese (2,08 Meter): „Das völkermörderische chinesische Regime und der Tyrann Xi Jingpin dürfen die Spiele nicht ausrichten! Sagt Nein zu Peking 2022“.
Dazu postet er Bilder seiner Schuhe, die mit verschiedenen Botschaften versehen sind.
The genocidal Chinese government and the insecure tyrant behind it all
— Enes Kanter (@EnesKanter) October 30, 2021
XI JINPING must not be allowed to host the upcoming Winter Olympics.
Say NO to @Beijing2022!!#FreedomShoes#NoBeijing2022 pic.twitter.com/Q6DXtpoZqE
Der 29-Jährige bezieht sich mit seiner Boykott-Forderung auf die immer wieder aufkommende Kritik an der chinesischen Regierung. Dem Land werden immer wieder Menschenrechtsverletzungen wie Folter, die Beschneidung der freien Meinungsäußerung, staatliche Zensur oder auch die Unterdrückung Tibets vorgeworfen.
Für deutsche Wintersportler kommt ein von Kanter geforderter Boykott aber nicht infrage! Auch, wenn sie die Kritik nachvollziehen können.
„Enes ist Sommersportler, seine Spiele hängen davon nicht ab. Vielleicht ist es auch eine hübsche Werbung für seine Schuhe. Aber prinzipiell sollte man die Wahl der Austragungsorte besser überlegen. Das muss aber vom IOC kommen und nicht von uns. Wir können nur versuchen, die bestmöglichen Werte zu vermitteln, wenn wir in das Land fahren“, schiebt Bobfahrerin Laura Nolte in der BILD-Zeitung die Verantwortung an das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Skifahrer Alexander Schmid setze sich ebenfalls kritisch mit der politischen Situation auseinander. Aber: „Für uns Sportler kann ein Boykott keine Option sein, denn es ist der wichtigste Wettkampf überhaupt. Ich respektiere die Aussage von Enes, als NBA-Spieler kann er sich aber sicher nicht in unsere Situation versetzen.“
Ähnlich sieht es auch Ski-Crosser Daniel Bohnacker: „Die Kritik von Enes an den Spielen hinsichtlich der Menschenrechte ist richtig. Jedoch ist ein Boykott nicht der richtige Weg, auch weil für uns Sportler zu viel an persönlichem Engagement dranhängt. Ich lade ihn gern mal auf eine Runde Ski Cross ein, dann sieht er, was wir für unseren Traum alles investieren.“
Immerhin kann sich Kanter also freuen, dass seine Kritik an China nicht unbemerkt bleibt – wenngleich ein Boykott aus deutscher Sicht zumindest nicht infrage kommt.
Weiterhin steht Kanter mit seiner Kritik auch nicht alleine! Auch „Athleten Deutschland“, die unabhängige Vertretung der deutschen Kader-Athlet*innen, richtet drastische Worte an das IOC. „Die IOC-Führung kommt seiner menschenrechtlichen Verantwortung seit Jahren nicht nach und muss nun mit Blick auf China dringend handeln“, so der für politische Angelegenheiten zuständige Experte Maximilian Klein gegenüber der BILD.
Mitte Oktober wurde das Feuer für die Olympischen Winterspiele in Peking (04. bis 20. Februar 2022) entzündet. (Bild: picture alliance / ANE / Eurokinissi | Markos Chouzouris)
Klein weiter: „Das IOC hat die Athleten mit seiner verantwortungslosen Vergabeentscheidung in eine unmögliche Situation gebracht. Sie stecken in einem Dilemma: Sie haben jahrelang auf ihren sportlichen und persönlichen Höhepunkt hingearbeitet und unzählige Entbehrungen in Kauf genommen. Viele sind jedoch für die desaströse Menschenrechtslage im Land sensibilisiert, manche üben offen Kritik. Sie wollen nicht, dass der Sport mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung steht oder gar Schaden anrichtet. Jetzt aber wird Verantwortung auf ihren Schultern abgeladen, die sie nicht zu tragen haben.“