Weil er zu laut gepfiffen hat

Schiedsrichter muss 2.500 Euro Schmerzensgeld zahlen

Sportnews > Für Zwischendurch Veröffentlicht am Tuesday, 26. April 2022

Quelle: picture alliance / Claus Bergmann | Claus Bergmann (Symbolbild)

Ein zu lauter Pfiff kommt einen Kreisliga-Schiedsrichter aus Wiesbaden teuer zu stehen. Der Unparteiische muss 2.500 Euro Schmerzensgeld an einen Spieler zahlen.

Dieser Pfiff sorgte vor rund dreieinhalb Jahren bundesweit für Aufsehen. 

Bei der Partie zwischen der SpVgg Sonnenberg II und dem SC Klarenthal II in der Wiesbadener Kreisliga B, pfiff Schiedsrichter Pierre H. so laut in seine Pfeife, dass ein umstehender Spieler einen dauerhaften Tinnitus erlitt.

Auslöser des verhängnisvollen Pfiffes war eine Rudelbildung unter den Spielern. Der Unparteiische wollte die Gemüter beruhigen und griff daher zu seiner Pfeife.

Der geschädigte Klarenthal-Spieler Philip U. zeigte den Schiedsrichter anschließend wegen Körperverletzung an. Im Juni 2020 kam es im strafrechtlichen Prozess zu einem ersten Urteil. Zwar wurde das Verfahren eingestellt, allerdings musste H. insgesamt 80 Stunden Sozialarbeit leisten.

Einigung im zivilrechtlichen Verfahren

Ende letzter Woche fand nun auch das zivilrechtliche Verfahren statt. Dabei einigten sich beide Parteien auf einen Vergleich. 

Der Schiedsrichter und der Geschädigte verständigten sich auf eine Zahlung von 2.500 Euro. „Das war dann wohl der teuerste Pfiff Deutschlands“, scherzte H. nach dem Urteil gegenüber dem Kicker. 

Und obwohl er ursprünglich auf einen Freispruch gehofft hatte, will er das Thema jetzt abschließen: „Ich habe das mit meinem Anwalt besprochen, er hat mir hochgerechnet, dass es teuer werden könnte, wenn ich weiter gehe. Also habe ich einfach in den sauren Apfel gebissen.“

Dennoch sei H. noch immer irritiert über die Geschehnisse. Schließlich habe man ihm in den Verfahren nie eine absichtlich verletzende Verwendung seiner Pfeife unterstellt. „Aber Vorsatz. Dabei ist doch jeder Pfiff auf dem Platz vorsätzlich“, wundert er sich. „Das ist doch sicher schon 100.000 Mal vorgekommen, aber so einen Fall wie meinen gab es noch nie.“

Schiri hängt Pfeife an den Nagel

Vor allem sei er aber enttäuscht, dass er vom Verband keinerlei Hilfe bekommen habe. Es habe „keine Reaktion“ stattgefunden. Niemand habe sich vonseiten des Verbandes bei ihm gemeldet oder ihm geholfen. Ihm gehe es dabei nicht um ihn selbst als Einzelfall: „Das wollen ja auch alle anderen Schiedsrichter sehen, die am Wochenende wieder überall in Deutschland auf dem Platz stehen werden.“

Er selbst wird künftig übrigens nicht mehr auf dem Platz stehen. Nach hunderten im Amateurfußball habe er genug. „Ich werde künftig nicht mehr pfeifen. Ich würde mich doch total lächerlich machen.“

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