„Glaube, dass da viel möglich ist“

Olympiasiegerin Miriam Welte traut deutschen Athleten in Tokio einiges zu

Sportnews > Für Zwischendurch Veröffentlicht am Saturday, 17. July 2021

Miriam Welte ist eine der erfolgreichsten Bahnrad-Fahrerinnen aller Zeiten. Wir haben uns mit ihr zum großen Olympia-Interview getroffen und ausführlich mit ihr gesprochen. Unter anderem die deutschen Medaillen-Chancen und ihre Erwartungen an die Spiele in Tokio.

vereinsleben.de: Du warst ja auch schon während deiner aktiven Zeit als Bahnradfahrerin bei der Polizei. Inzwischen bist du Hauptkommissarin und bist da in den Medien tätig im Bereich der Polizei, oder?

Miriam Welte: So ist es, ja. Im Sachgebiet Medieneinsatz, so heißt das richtig. Wir sind ein zweigeteiltes Team, die einen kümmern sich mehr um das Einsatzgeschehen, das heißt Livebildübertragung bei Großeinsätzen, die ja im vergangenen Jahr nicht ganz so viel stattgefunden haben. Und ich bin im Produktionsteam, das heißt, wir sind verantwortlich für die Kampagnen, Imagefilme, die ein oder andere Instagram-Geschichte und dürfen da Konzepte entwickeln und dann am Ende produzieren. Ich fahre der mit der Kamera und einem Mikrofon heraus und wir kümmern uns um hoffentlich coole Aufnahmen.

vereinsleben.de: Aber du hast natürlich noch ganz viele andere Sachen. Du bist zum Beispiel noch Botschafterin des Weißes Rings, du bist Teammanagerin des Bahnteams Rheinland-Pfalz, du bist Mitglied im Beirat der Lottostiftung und der Fritz-Walter-Stiftung und seit letzten Jahr bist du die LSB, also Landessportbund-Vizepräsidentin und zuständig für den Spitzensport in Rheinland-Pfalz. Jetzt sind ein paar Monate vergangen, wie ist es denn?

Miriam Welte: Es ist auf jeden Fall eine sehr große Herausforderung für mich, eine neue Aufgabe und nicht immer einfach, aber es macht mir sehr viel Spaß und ich hoffe, dass ich mit meinem Knowhow und Wissen, das ich durch die vielen Jahre im Leistungssport auch habe, ein bisschen was entwickeln kann. Wir versuchen, die Trainer besser dastehen zu lassen und auch besser zu bezahlen. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, die Infrastruktur zu verbessern, dass wir bessere Sportstätten bekommen. In Kaiserlautern hätten wir super gerne eine neue Halle, nicht nur für Bahnradsport, sondern für alle Sportarten, die bei uns eine Rolle spielen und wichtig sind. Es sind viele Bauprojekte, die vorangetrieben werden müssen, um weiterhin auf dem Niveau zu sein oder, besser gesagt, sich zu verbessern, weil wir im Bundesdurchschnitt leider nicht ganz so weit vorne dabei sind und das ist mir wichtig, dass wir da vorankommen, um auch in Zukunft Olympiasiegerinnen und Olympiasieger hier aus Rheinland-Pfalz feiern zu können.

vereinsleben.de: Absolut. Hast du viel Kontakt zu den Olympioniken, die bald auf dem Weg nach Tokio sind?

Miriam Welte: Ja, zu ein paar hatte ich tatsächlich Kontakt wegen eines Projektes, das wir von der Polizei aus gemacht haben und da waren wir bei den Olympiateilnehmern und haben gefilmt. Ich konnte mit einigen sprechen, mit Timo Bichler zum Beispiel, der ja Bahnradsportler ist. Er ist mit mir groß geworden sozusagen und hat es jetzt geschafft zu den Olympischen Spielen. Da stehe ich im engen Austausch und ich glaube, dass wir tolle Athleten haben, die auf dem Weg Richtung Tokio sind oder schon in Tokio sind inzwischen, die dann da letztendlich mit um die Medaillen kämpfen. 

vereinsleben.de: Haben die denn andere Sorgen, Nöte oder vielleicht auch Angst gehabt, anders als sonst? Kannst du das einschätzen?

Miriam Welte: Mir hat keiner irgendetwas erzählt, ich habe aber im Kraftraum mal mit Jonathan Horne reden können, der natürlich als Karatekämpfer noch nie bei Olympia war, weil die das erste Mal überhaupt mit im Programm dabei sind. Er ist natürlich sehr traurig, dass keine Zuschauer zugelassen sind und dass es so andere Spiele sind, weil die Chance, dass er noch mal dabei sein wird, ist relativ gering. Und wenn du dann sozusagen die Corona-Spiele erlebst und die anderen nie erlebt hast, dann ist es, glaube ich, schon ein bisschen traurig. Aber letztendlich glaube ich nicht, dass irgendjemand mit Angst dorthin fliegt, sondern eher mit Zielstrebigkeit, um zu zeigen, Corona ist doof, aber wir können richtig etwas.

vereinsleben.de: Noch mal zu deinem Amt beim LSB als Vizepräsidentin und Zuständigkeit für den Spitzensport in Rheinland-Pfalz. Was hast du denn bis jetzt da gemacht? Ende des Jahres 2020 bist du gewählt worden. Was war da jetzt, neben deinen anderen vielen Aufträgen, deine Tätigkeit?

Miriam Welte: Ich bin auch Mitglied bei der Sporthilfe Rheinland-Pfalz und wir hatten tatsächlich schon viele Sitzungen. Natürlich alles digital im Moment über Zoom oder sonstige Konferenzen. Da geht es vor allem darum, dass es immer andere Schwerpunkte gibt. In dem Amt als Vizepräsidentin sind die Schwerpunkte in der Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und mit dem Staatssekretär Randolf Stich, dass ich da bei den Gesprächen dabei bin, wenn es um Finanzierungen und um unsere Wünsche und Träume geht, wie wir den Spitzensport vorantreiben können. Bei den LSB Präsidiumssitzungen ist es das Große und das Ganze, da geht es natürlich auch um den breiten Sport, um die Sportjugend und um Bildung. Das sind ganz neue Themen für mich, mit denen ich bisher noch gar keine Berührungspunkte hatte. Und in der Sporthilfe versuchen wir natürlich, auch da die Strukturen voranzutreiben, um unsere Sportler so optimal wie möglich zu fördern. Es ist sehr viel Zeitaufwand, es macht aber auch Spaß und ich hoffe, dass ich mitentwickeln kann und dass es einfach vorangeht.

Seite 1: Miriam Welte über ihre persönlichen Erfahrungen bei den Olympischen Spielen und das Leben im Olympischen Dorf 
Seite 2: Miriam Welte über die Auswirkungen der Verschiebung und die problematische Vorbereitung
Seite 4: Miriam Welte über die deutschen Medaillen-Chancen in Tokio ihren „Ziehsohn“ Timo Bichler und ein Fabelwesen

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